Nachtlager in der Biwakhalle (Ressel) 2011
Team: Roland Kring, Tobi Ziegler
In der Ressel hatte ich meinen ersten Höhlentauchgang und einen Großteil meiner Cave 1 Ausbildung bei Ralph Willhelm (PATD). In der Ressel hatte ich zusammen mit Robin Monat für Monat, Meter für Meter der Höhle erkundet und uns schrittweise ins Höhlentauchen eingefunden, gelernt und unvergessliche Tauchgänge durchgeführt. Jetzt, über 1 Jahr nach Robins ausscheiden stehe ich wieder hier, an der Ressel mit Tobi Ziegler, meinen neuen Tauchpartner!
Tobi kenne ich schon etliche Jahre und hatte auch schon einige TG in heimischen und östereichischen Seen und manche Höhlentauchgänge gemacht. Jetzt war es an der Zeit uns noch besser und näher beim Höhlentauchen kennenzulernen und uns gemeinsam für die bevorstehenden Projekte der Cavebase in 2011 vorzubereiten.
Wir sind zusammen für einen Übungstauchgang nach Frankreich ins Lot gefahren. Untergekommen sind wir wieder einmal bei Lilo und Paul in der Domaine de Gayfie (http://www.gayfie.fr/) nähe Cajarc. Lilo und Paul sind über die vielen Jahre die ich/wir jetzt schon nach Frankreich fahren gute Freunde geworden und ich freue mich jedes mal die beiden wieder zu sehen. Es wird hier alles menschenmögliche gemacht, um alles so reibungslos und gemütlich wie möglich zu haben. Ich kann mich auch noch gut an eine Aktion mit Paul in seiner Werkstatt erinnern als wir etliche Stunden an meinen Scooter (damals noch Gavin) rumbastelten, um ihn wieder gangbar zu machen. Oder an einen Kupplungsschaden am Bus, Fußball WM Spiel schauen usw. Die schöne Zeit die ich immer in Frankreich verbracht habe, wäre ohne die beiden nicht so einfach und reibungslos gewesen.
Da Tobi und ich nur den einen Übungstauchgang vor hatten und sonst in der Zeit des Jahreswechsels kein Projekt anstand, sind wir alleine gefahren. Den ersten Tag in Frankreich nutzen wir noch zur Vorbereitung des Equipments und zum Begutachten einiger Höhlen (wie z.B. die Trockenhöhle auf dem Grundstück von der Domaine, sehr schön!), ausserhalb des Wassers.
Im Gepäck hatten wir je eine Trimix Stage mit 17/60 80cft, eine 35/35 80cft ab 36m, eine 50/25 80cft ab 21m für die vordere Deko am Eingang der Ressel und eine 50/25 40cft für die Deko am Ende der Ressel, sowie eine 6m Dekostage 40cft auch für die hintere Deko und eine 6m Stage 80cft für die vordere Deko. Noch dabei waren 2x 42 AH Scooter (Suex) und eine Magnum Trockenröhre fürs Biwackmaterial mit Schlafsack, Isomatte, Essen, Trinken, Erste Hilfe Material, Reparatur und Flickzeug für den Anzug, Sauerstoffüberwachung für die Biwackhalle, LED-Lampen für mehrere Tage, Füsslinge von Nasstauchanzügen für den Trockenbereich usw. Hier noch mal vielen Dank an Fred für die Skizze und bereitstellen/fertigen der Stützscheiben der Trockenröhren
Der TG ist meiner Meinung nach grundsätzlich nicht sonderlich anspruchsvoll, die Penetration beträgt rund 2,5 km, die max. Tiefe ca. 80m. Die Schwierigkeit hier war, wie so oft, im Detail. Ich war ja jetzt schon ein Paar mal in der Biwackhalle, jedoch habe ich hier noch nie übernachtet. Dieser TG war jedoch um ein vielfaches heftiger/schwieriger als die TGs zuvor zur Halle.
Es fing schon im Fluss, der Cele, damit an, dass die Strömung immens hoch war und wir uns extremst abrackern mussten, um überhaupt ansatzweise an den Eingangsbereich zu kommen. Da wir uns einen Setup TG ersparen wollten, hatten wir alles am Mann, was natürlich die Geschichte nicht einfacher machte :-) Wir waren also bepackt mit 6 Stages, einem Heitzank, 2 Magnum Scootern und einer Magnum Trockenröhre, großes Reel und so Kleinkram halt.
Von Ralph W. und Stefan G. wussten wir das die Sicht in der Höhle rund 10-12m betrug. Leider war die Sicht gerade am Anfang eher viel schlechter finde ich. Hier sieht man wieder, wie schnell sich so was ändert obwohl es nicht geregnet hatte und es sonst auch trocken war (kein Schnee od. ähnliches). Auch sagte er, dass ein ganz leichter Flow in der Höhle zu spüren sei. Wir waren erst mal froh als wir in der Höhle waren, jedoch war hier nix mit leicht, es war eine starke Strömung vorhanden, auch in der Höhle. In der Höhle bei ca. 6,5m Tiefe legten wir unsere 80cft Sauerstoffstage ab und klickten sie in die Leine. Hier sei zu erwähnen das es von der Oberfläche ab bis auf 800m Penetration eine neue, relativ dicke Leine gibt. Die Leine ist sehr gut verlegt und mit der gelben Farbe gut sichtbar. Positiv ist aufgefallen das nicht nur neue Leine bis 800m gelegt wurde, sondern auch sämtliche alten Leinen aus der Höhle (bis 800m) raus gebracht wurden. Zusätzlich sind an der Leine noch permanente Pfeile gesetzt. Richtig gute Arbeit wie wir meinen. Gemacht hatte das ein Tauchteam mit Maxim von ISE (http://is-expl.com/).
http://www.youtube.com/watch?v=HCWeg8LHI8A
Endlich auf 21m angekommen (45 min bis hierher!, wer die Strecke kennt, weiß wie schnell das normal geht) mussten wir uns erst mal den Schweiß von der Stirn wischen :-). Die 21m Stage für die Deko abgelegt, kurz gecheckt und wechselten wir auf das 17/60er Trimix. Am Schachtboden bei ca. 42m Tiefe, leider gibt es sonst keine geeignete Stelle, legten wir die 36m Stage mit dem 35/35 ab und hängten den Heiztank dazu. Ab dem Schachtboden waren wir nur noch mit 3 Stages (dem 17/60 aus dem wir atmeten, die 50/25 Steges und die Sauerstoff Stages), 2 Scooter und der Magnum Trockenröhre unterwegs. Jetzt lief es, erwartungsgemäß, recht gut, obwohl der Flow immer noch recht stark zu spüren war. Was beim Anhalten um ein Coockie zu setzen oder sonst was zu machen, ziemlich ätzend war.
Die Fahrt war bis zum hinteren Schacht am tiefsten Punkt bei ca. 80m Tiefe und rund 1500m Penetration ziemlich ereignislos, jedoch schön. Ab hier wird das Leinenchaos immer schlimmer und undurchsichtiger. Ab hier gehen sehr viele Gänge ab, teilweise unausgeleint, teilweise mit zerrissenen x-verschiedenen Leinen und teilweise auch nur kurze Einbuchtungen die wie Gänge aussehen. Hier mussten wir recht häufig flicken, Fortsetzung suchen, zerrissene Leinen aufwickeln an einem Stein sichern, neue Leine legen usw, usw. Man kann sich hier doch ziemlich verfranzen mit den Abzweigungen. Ein recht bekannter englischer Tauchkollege hatte vor Jahren, als wir uns an der Höhle getroffen hatten gesagt, er fährt ohne Leine, flickt nichts und legt keine Neue. Da wir aber Feiglinge sind, fanden wir es doch beruhigender eine durchgängige Leine zu haben :-)
Bei 21m Tiefe angekommen, natürlich mit den entsprechenden Deepstops, wechselten wir vom Trimix auf die 50/25 Stages und hängten diese an die Leine. Bei etwa 15m auf einer Plattform in einer hohen Kluft-Halle denkt man die Höhle würde geradeaus weiter verlaufen, großer Gang der zum Lac Isler führt --> falsch! So bei ca. 12m Tiefe angekommen, Deko bereits bis hierher abgeschlossen, hatte ich mich nicht mehr so recht ausgekannt und bin in den falschen Gang gefahren (Richtung Blocksee). Immer mit Blick aufs Fini von der 50er Stage, da wir schon recht lange auf dem Gas waren wegen Flicken, Leine legen, Deko, usw. Hier hätten wir fast den TG abgebroch und auf Grund des 50er Gases umgedreht. Wir wussten jedoch das die Leine ja jetzt durchgängig ist und mit Pfeilen oder Coockis von uns makiert war und der Rückweg bis zur Trimixstage nicht weit war.
Erstaunlich war, dass meine Coockies die ich mit Robin damals gesetzt hatte, alle noch da waren und die Leine in die ich sie geklemmt hatte auch noch i.O. war. Also sooo viele waren wohl in der Zeit noch nicht da hinten :-)
Auf Grund der Coockis von damals hab ich dann aber den Weg wieder gefunden und wir waren schliesslich beim 6m Stop angekommen. Erwähnenswert ist evtl. noch, dass vorher meine Hauptlampe ausgefallen war. Da ich irgendwie eh kein großes Vertrauen in den großen 30AH Akku mehr hatte (gell Tim), hatte ich noch einen zusätzlichen 13,5 AH Tank auf den Gürtel neben dem großen Tank gezogen. Also Tank wechseln und weiter. Hier ist mir wieder so richtig bewusst geworden wie wichtig es ist einen Tauchpartner zu haben der die Nerven behält, obwohl die Sicht teilweise beschissen ist, viele Leinen rumhängen, der Weg ein einziges Labyrinth ist, technische Defekte plagen (Lampenausfall) und das Gas (50%) zu Neige geht. An dieser Stelle ein großes Lob an Tobi, das macht nicht jeder so und ich hab hier schon viele "kotzen" sehen in solchen Situationen!
In der 6m Deko hatten wir dann beide das Licht ausgeschaltet um Akku zu sparen und wechselten auf die Backuplampen. Sobald die Deko auf 6m rum war dachte ich mir, „jetzt simma glei da”. Was normal auch immer so war, es sind ab hier noch rund 650m Strecke im 0-5m Bereich. Natürlich nicht in diesem Fall :-) Ab der 6m Stelle gibt's noch 3 Kreuzungen wo man sich leicht verhauen kann und kommt dann schliesslich, wenn man richtig gefahren ist zu einer Stelle bei der man unweigerlich aus dem Wasser muss und das gesamte Equipment umtragen muss. Normal ist hier ein Wasserstand von ca. 15-25cm. Also normal Flossen aus, alles bis auf die 6m Stage hier lassen und vorsichtig einen Fuss vor dem anderen setzen. Jetzt war der Wasserstand jedoch bei gut 50-60cm in einem Art Kanal von ca. 50cm breite. Der "Kanal" hatte eine Strömung das es uns fast immer die Füsse weggerissen hätte. Tobi sagte:„do ziagts aba scho sauba ha?„ In dem Teil ist der CO2 Spiegel dermaßen hoch das jede Bewegung hammermäßig anstrengend ist. Ich hatte es so gemacht wie eigentlich immer, also Flossen aus, aufstehen, Trockenröhre, Scooter und 6m Stage nachziehen und durchquälen. Auf Grund der immensen Strömung kippte ich leicht seitlich weg, rutsche ab und riss mir bei nem scharfen Stein den Füssling auf. Na super dacht ich mir, während das kalte Wasser in meinen Anzug lief :-)
Tobi versuchte es mit ganz flach hinlegen und ziehen, drücken und schieben und und und. Wie auch immer, es kam mir vor wie Stunden, wir benötigten hier gut 45min. Wir waren durch die Stelle durch und konnten nach einigen Minuten Pause den Puls wieder unter 180 bringen und abtauchen. Normal wird der Scooter vor der Auftauchstelle abgehängt und nur die 6m Stage mitgenommen. Wegen der Strömung hatte ich aber die Sorge das wir das zu Fuss hinter der Stelle nicht schaffen würden und beschloss jeweils einen Scooter mit zu nehmen. Also wieder abtauchen und nur mit einem Scooter, einer Stages und der Trockenröhre weiter fahren. Jetzt sind es nur noch rund 70-80m im 4m Bereich bis zur Biwackhalle.
Mit eingefrorenem Fuss :-) sind wir dann endlich, mittlerweile war es glaub 22:00 Uhr rum, in der Biwackhalle angekommen. Auch hier war der CO2 Spiegel so hoch wie ich es noch nie vorher erlebt hatte. So muss ein Bergsteiger in 7.000m Höhe atmen! Also Geräte äusserst vorsichtig ausziehen und ablegen, sichern mit Leine, Trockenröhren rausschleppen, was echt krass war und raus aus dem Anzug. Alles super vorsichtig um ja nicht was zu beschädigen, Manschetten oder ähnliches. Füsslinge aus der Trockenröhre holen und anziehen.
Man muss hier so langsam Arbeiten, dass es einen schon fast annervt. Aber anders war es echt nicht möglich, man schwitzt wie ein Tier, das Herz rasst, obwohl man fast nichts macht. Warum es diesmal hier so heftig war weiß ich nicht, aber so hatte ich es noch nicht erlebt.
Dann erst mal die Trockenhöhle erkundet und festgestellt das irgendein ganz Schlauer den deponierten Kalk von mir entfernt hat. An der Auftauchstelle waren auch Kalkspuren zu sehen. Wenn das ein Notfall war (für das ja der Kalk gedacht war) ist es ja i.O., aber ich hätte schon erwartet das man eine Nachricht hinterlässt (Wetnotes o.ä.) oder eine InfoMail auf den einschlägig bekannten Listen, oder wo auch immer schreibt. Wir hatten zwar diesbezüglich kein Problem, unsere Geräte waren alle dicht, funktionierten tadellos und wir benötigten den Kalk nicht, jedoch ist es schon ätzend sogar hier "beklaut" zu werden.
Danach wollten wir ein Licht mit Hilfe eines Feuerzeugs und einer Kerze machen. Es war jedoch nichts zu machen, absolut keine Chance das Feuerzeug zu entfachen, null. Selbst am nächsten Tag funktionierte es nicht.
Egal, erstmal was essen. Sogar das kauen war so anstrengend, dass man echt kein Bock hatte :-) Lagerplatz suchen! Der große Stein den ich schon kannte war zwar logischerweise noch da, jedoch hatte ich zwei weitere Liegeplätze gefunden, wo wir mehr Platz hatten und unsere Isomatten ausbreiteten, Schlafsack drauf und gut ist. Ich hatte zusätzlich noch eine sehr starke Erste-Hilfe Decke, oder wie die heißen, dabei. Die hatte ich unter die Isomatte gelegt. In der Höhle ist alles extrem feucht, schleimig und dreckig. Wir hatten uns noch ein bissl unterhalten und uns dann zum schlafen gelegt. Durch das Wasser, das wie durch einen Wasserfall in die Trockenhalle fällt, ist es sehr laut. Jedes umdrehen in der Nacht war ätzend, man atmet so heftig das man ständig davon aufwacht. Um 4:30 Uhr mussten wir beide für kleine Königstiger. Alleine das aufmachen vom Schlafsackreißverschluss war so anstrengend, dass wir eine halbe Stunde brauchten, nach dem wir wieder lagen, um den Puls auf ein normales Level zu bringen. Für alle anderen Dingen die normal ins Klo gehören, hatten wir Hundekottüten verwenden und nahmen sie in der Trockenröhre wieder mit raus. Iiiiiiigitttt !!
Am nächsten Morgen flickte ich erstmal meinen Füssling vom Trockenanzug. Der hatte 3 Löcher! Hier hatte ich einiges mit und konnte das gut in den Griff bekommen. Der Schuh war bis zum Auftauchen in der Cele dicht!
Zeug gemütlich und gemächlich eingepackt, ganz langsam und vorsichtig angezogen, Trockenröhren fertig gemacht und ins Wasser gebracht.
Gegenseitig in die Geräte geholfen und abgetaucht. Für diesen Teil hatten wir so 2 Stunden gebraucht. Da die Leine jetzt durchgängig war, mit Pfeilen und Cookies von uns ausgeschildert, war die Rückfahrt super easy. Wir haben alle Pfeile und Cookies wieder mitgenommen. Es war auch nur noch ganz minimaler Flow zu spüren, kein Vergleich zum eintauchen. Die Trockenstelle welche man übertragen muss, hatten wir ganz leicht schwimmend mit dem Regler im Mund in 5 min. passiert, auch kein Vergleich zum Vortag, und los gings. Auf den Trigger gedrückt bis zur 36m Stages. Deko ereignislos und einfach wie immer. Heftig wurde es erst wieder mit dem Gerät aus dem Wasser und hoch zur Strasse. Warum auch immer, wir waren beide total platt und wussten erst gar nicht wie wir jetzt den ganzen Gerempel zum Auto hoch bringen würden. Sicher hatte die Nacht in der Biwackhalle ihren Teil dazu beigetragen. Stunde um Stunde verging und irgendwie schafften wir es dann eben doch.
Auch am nächsten Tag, nach einer ruhigen Nacht im Haus bei Lilo und Paul, beschlossen wir auf Grund der körperlichen Fitness nicht mehr zu tauchen und fuhren nach Hause. So kann ein eigentlich nicht wahnsinnig schwieriger TG doch nicht ganz so einfach werden :-) Tobi, vielen Dank für den schönen TG.
Ich freue mich auf die geplanten Projekte in 2011, das Jahr kann kommen und wir sind bereit!
In diesem Sinne,
Eure Cavebase
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