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Source du Castor - 2018

 

Team: Steffen, Zeljka, Marc, Heinke, Max, Marcel, Tom, Fabi, Dirk

 

„Wann hast du das letzte mal gezeltet ?“

„Weiß nicht – bei der Bundeswehr!?“

 

Mit diesem Dialog kamen wir in der Ardeche nach 10 stündiger Fahrt, aus allen Ecken Deutschlands, am Campingplatz an. Der Zeltplatz selbst liegt direkt an der Ardeche –  900 m von der Source du Castor entfernt. Das Equipment kann nur mit einer Seilbahn zum Campingplatz transportiert werden. Der zehnminütige Abstieg ist steil und beschwerlich.

 

 

 

Dort angekommen, drohte gleich ein Kulturschock: Die Zelte, im Internet schön abgebildet, machten den Eindruck, als hätten sie zu Zeiten Konrad Adenauers bereits ihre besten Tage hinter sich gehabt. Und wenn man sich auf dem Lattenrost zu schnell umdrehte, flogen die Latten raus und man lag auf dem Boden.

Aber die Müdigkeit und der Umstand, dass erneut ein steiler Aufstieg anstehen könnte ließ selbst diese Zelte als Luxudomizil erscheinen. Und außerdem waren wir ja zum tauchen da. So machten wir uns bereits am ersten Abend zu Fuß und per Drohne auf den Weg den Höhleneingang zu lokalisieren und erste Pläne für den nächsten Tag zu schmieden. Nach einigen Minuten hatten wir den Eingang auf der anderen Flussseite entdeckt. Mit Badehose und Maske ausgerüstet schwammen Max und Fabi über den Fluss und schauten sich die Sache genauer an. Die Höhle selbst hat zwei Eingänge, einen unter Wasser und einen Überwasser. Aufgrund der einsetzenden Dämmerung ließen wir es für diesen Tag gut sein und kehrten zum Basislager zurück. Hier wurden die Grills angeworfen, zu Abend gegessen und Pläne geschmiedet, bis wir alle bei Zeiten ins Bett gingen.

Am nächsten Morgen starteten wir voller Tatendrang. Nach einem leckeren Baguette-Frühstück musste ein Teil des Teams wieder den Berg zu den Fahrzeugen aufsteigen. Denn es musste noch sehr viel Material ins Tal gefahren werden. Die weiteren Teammitglieder machten sich daran die Pläne des Vorabends in die Tat umzusetzen.

Unser Plan war es, dass gesamte Equipment mit Kanus an die Höhle zu verbringen. Und getreu nach dem Motto  „Unter den Blinden ist der Einäugige der König“ wurde ein Team nach einer Bestenauslese zusammen gestellt, welches etwas Erfahrung im Kanusport aufwies. Leider scheiterte das ambitionierte Vorhaben bereits nach 5 Minuten in der starken Strömung. Das Kanu kenterte zusammen mit den 3 Besatzungsmitgliedern. Diese kämpfen anschließend in der Strömung gegen das sinkende Kanu an. Leider befanden Sie sich hierbei auf der anderen Flussseite, sodass die Hilfe erst einmal auf sich warten ließ. Nach ca. 15 min konnte das havarierte Kanu samt Besatzung aus der Ardeche gerettet werden.

Nach diesem Ereignis wurde beschlossen, das Equipment zu Fuß durch dichten Bewuchs, Strand und Überflutungsstellen zu der nächstbesten Kiesbank geschleppt. Von dort aus war die Höhle aber auch noch ca. 200m auf der anderen Flussseite entfernt.

Unser erstes Scouting-Team, bestehend aus Max und Fabi, machte sich tauchbereit. Der Plan bestand darin mit leichtem Gepäck zusammen an einem Scooter zum Höhleneingang zu fahren. Wir hatten hier jedoch die Kraft der Ardeche und den hohen Wasserstand vollkommen unterschätzt. Kaum hatten sich die beiden Taucher im Päckchen aus der Bucht entfernt, wurden sie auch direkt Fluss abwärts getrieben. Auch alleine war es aus dieser Bucht heraus nicht möglich in die Nähe der Höhle zu gelangen. Daher beschlossen wir eine Bucht weiter Fluss aufwärts  zu starten. Hierbei musste jedoch ein Felsvorsprung überklettert werden. Dank der freundlichen Unterstützung der Campingplatz-Betreiber, konnte wir hier eine Leiter aufstellen und so die etwa 2m hohe Wand herunterklettern. Durch diesen Umzug zum neuen Basislager 2 hatten wir uns nochmal 50 m Wasserstrecke gespart und hatten keine allzu starken Strömungen mehr. Die beiden Scouts konnten mit 2 Scootern nun endlich zur Höhle fahren.

Das Scouting Team traute seinen Augen kaum: sehr klares Wasser und tolle Sichtweiten waren vorzufinden. Jedoch auch sehr viel Laub und Holzreste. Die Biber (franz. Castor) haben hier "tolle" Arbeit geleistet. Die Höhle ist von einer beeindruckenden Größe. Sie bleibt groß und das sehr helle Gestein mit fossilen Einschlüssen reflektiert im Schein der Lampen.

Beim Grillen und Bier am Abend fieberte das gesamte Team den nächsten Tagen entgegen.

 

 

 

Der nächste Morgen brachte das gesamte Team zum Schwitzen. Es musste jede Menge Material, Stages, Anzüge, Doppelgeräte, Rebreather, die gut 900 m zum Basislager 2 transportiert werden. Hier hieß es für das gesamte Team "anpacken". Schnell war das nötige Material an Ort und Stelle und so machte sich zunächst das OC Team bestehend aus Marcel und Tom daran, den vorderen Bereich der Höhle genau zu erkunden und ggf. die Leinensituation zu verbessern. Dies war auch dringend notwendig. Alte Leinen hingen in Fetzen von der Decke. Die Hauptleine bestand abschnittsweise aus bis zu vier Teilsegmenten, die teilweise miteinander verknotet waren. Und so begann das Team unnötige Leinen zu entfernen. Schnell stellte es jedoch fest, dass die Hauptleinen nicht isoliert, sondern wenn dann komplett neu gelegt werden müsste. Auch bei dem Vorstoß in die Höhle wurde das Ausmaß der Höhle deutlich.

Direkt nach dem OC Team erkundete das zweite Rebreather Team, bestehend aus Steffen und Heinke, die Höhle etwas tiefer. Auch sie waren von der Größe und Struktur der Höhle begeistert.

Im gemeinsamen Statement am Abend beim Grillen und Bier trugen alle unter der Projektleitung von Steffen ihre Eindrücke zusammen. Die chaotische Leinensituation war dabei eines der Diskussionsthemen.

Gemeinsam beschlossen wir, den nächsten Tag zur Vorbereitung auf einen EOL-Tauchgang zu nutzen. Das OC Team sollte den Eingang, von Geäst und Gestrüpp befreien, eine sauberen Connect to Mainline legen und im vorderen Bereich mit dem Legen einer neuen Hauptleine beginnen.

Die CCR Teams legten verschiedene Flaschendepots an, um dann am darauffolgenden Tag die Höhle mit den Scootern bis zur End of Line und darüber hinaus zu explorieren.

Bei brennender Sonne und Hitze wurden dann die ganzen Stages und Doppelgeräte, Scooter und Backup-Scooter zum Tauchplatz verbracht und mittels Scooter in die Höhle und ihre Position verbracht. Das OC Team ließ sein Equipment nach getaner Arbeit gleich komplett in der Höhle.

In der Nacht schlug das Wetter jedoch um. Wo vorher Sonnenschein war, viel heftiger, durchgehender Regen. Nun wurden auch noch die letzten Kleidungsstücke in den altersschwachen Zelten klamm und feucht.

Der nächste Tag begann mit einem Besuch von der französischen Regierung in Form von Anke Lutz und einem Parkranger. Bereits im Vorfeld, bei der Einholung der Genehmigung wurde mit uns abgesprochen, welche Explorationsdaten die Behörden benötigen. Das Projekt stieß dabei auf großes Interesse.

 

 

Anke überbrachte uns leider auch eine Hiobsbotschaft in Form einer Warnung. Starke Regenfälle auf den Zuflüssen zur Ardeche werden den Wasserpegel schnell steigen lassen. Ein weiterer Anstieg um mehrere Meter sei deswegen zu befürchten, weil die Schleusen der Stauseen geöffnet werden könnten. Wir erhielten auch einen Link auf welchem wir uns die Wasserpegel der Ardeche regelmäßig anschauen und beobachten konnten.

Schweren Herzens entschieden wir uns daher die weitere Exploration der Castor an diesem Tag zu beenden und die Depots aus der Höhle zu schaffen. Das Risiko eines Rückflows in die Höhle oder das Anspringen der Höhle war einfach zu groß. Auch wurde die Strömung der Ardeche immer stärker.

An diesem Tag sollte das CCR-Team bestehend aus Max und Fabi noch einen letzten Tauchgang in der Höhle machen und schauen ob sie das EOL erreichen könnten. Sie betauchten dabei eine riesige Verteilerhalle, von welcher zahlreiche Loops und Gänge abzweigten um dann in einem ca. 20m breiten See in einer Luftglocke aufzutauchen. Das Team entschied sich von hier aus nicht weiter zu tauchen und den Rückweg anzutreten. Auf diesem ließen es sich die zwei nicht nehmen und entfernten im tiefen Bereich einige der doppelten Leinen und klarten die Leinensituation hier deutlich auf.

Die weiteren Teammitglieder waren in der Zwischenzeit bereits damit beschäftigt, das nicht mehr benötigte Material vom Basislager 2 zurück zum Campingplatz zu transportieren.

 

Am Abend beschlossen wir beim Grillen und Bier, dass die Exploration der Castor als Cavebase-Projekt auf jeden Fall fortgesetzt wird.

Den nächsten Vormittag und Mittag verbrachten wir damit das Material vom Campingplatz den Berg hinauf zu unseren Fahrzeugen zu transportieren. Die Seilbahn musste hierfür etwa 20 Fahrten machen. Ein Teil des Teams half am Campingplatz mit der Beladung der Seilbahn, während die andere Hälfte das Material am Berg entgegen nahm und für die verschiedenen Fahrzeuge sortierte. Als alle Autos wieder beladen waren, machten wir uns auf den Weg eine Unterkunft für die nächsten Tage zu suchen. Diese suche erwies sich als äußerst kompliziert und so benötigten wir bis in den Abend ein kleines Hotel zu finden.

 

 

 

Während ein Großteil des Teams mit der Suche nach einer Unterkunft beschäftigt war, brachen unsere Scouts Max und Fabi auf ein paar wenig bekannte Höhlen zu suchen. Die gefundenen Höhlen waren zwar gut für ein frisches Bier, jedoch nicht zum Tauchen geeignet.

Nachdem wir unsere Hotelzimmer bezogen hatten und uns frisch machen konnten suchten wir uns in Bourg St Andéol ein Restaurant...heute Abend sollte nicht gegrillt werden.

Den nächsten Tag verbrachten wir an der Goul de Tannerie und der Goul du Pont. Hier machten alle Teammitglieder ein paar schöne Tauchgänge und ließen sich von der Länge der Tannerie und dem Schacht der Goul du Pont begeistern. Einige Teammitglieder führten direkt einen Doppelttauchgang durch. Zuerst in die Tannerie und vom Quelltopf direkt rüber und in der Goul du Pont ein zweites mal abtauchen.

 

 

 

Für den Abend stand ein Abschluss-Essen in La Garde-Adhemaran. Gegen 23:30 machte sich das OC-Team Tom und Marcel bereits auf die Heimreise. Die weiteren Teammitglieder blieben noch eine weitere Nacht und betauchten am nächsten morgen noch die Source de Marnade bevor auch hier der Heimweg angetreten wurde.

 

In diesem Sinne,

Eure Cavebase

 

 

 

 

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